10
Jan
2014

Im Schleier verregneter Gärten.

Am liebsten hab ich gelebt
Im Schleier verregneter Gärten.
Hier fanden mich gute Gefährten.
Wir haben nach Hohem gestrebt.

Sie fielen, so blieb ich allein
Und lebte, da niemand mich störte,
Ein Leben, das keinem gehörte,
Und also war es nicht mein.

Georg von der Vring

18
Nov
2013

Der Blick des Winters

Ich stehe schräg wie eine Leiter und reiche
mit dem Gesicht ins Untergeschoß des Kirschbaums.
Ich bin in der Glocke der Farben, die vor Sonne läutet.
Mit den schwarzroten Beeren bin ich schneller fertig als vier Elstern.

Da trifft mich plötzlich Kälte von weit her.
Der Augenblick wird schwarz
und bleibt zurück wie das Axtmal in einem Stamm.

Von jetzt an ist es spät. Im Laufschritt begeben wir uns
außer Sehweite, hinab, hinab in das antike Kloakensystem.
Die Tunnel. Dort wandern wir monatelang,
halb im Dienst und halb auf der Flucht.

Kurze Andacht, wenn über uns ein Deckel sich öffnet
und schwaches Licht einfällt.
Wir blicken nach oben: der Sternenhimmel durch das Abflußgitter.

Tomas Tranströmer (*1931)

8
Okt
2013

Schwarz

2013-10-07-11-30-43

Nacht ohne dich.

Wer wird mein Herz bewahren?

Der Mond erblich.

Die Vogelwolken fahren.

Vorüberstrich

Ein Schwarm von schwarzen Jahren.

Georg von der Vring

25
Sep
2013

Mad World

All around me are familiar faces 
Worn out places, worn out faces 
Bright and early for their daily races 
Going nowhere, going nowhere 

Their tears are filling up their glasses 
No expression, no expression 
Hide my head I want to drown my sorrow 
No tomorrow, no tomorrow 

And I find it kinda funny 
I find it kinda sad 
The dreams in which I'm dying 
Are the best I've ever had 

I find it hard to tell you 
I find it hard to take 
When people run in circles 
It's a very, very mad world, mad world 

Children waiting for the day they feel good 
Happy birthday, happy birthday 
Made to feel the way that every child should 
Sit and listen, sit and listen 

Went to school and I was very nervous 
No one knew me, no one knew me 
Hello, teacher, tell me what's my lesson 
Look right through me, look right through me 

And I find it kinda funny 
I find it kinda sad 
The dreams in which I'm dying 
Are the best I've ever had 

I find it hard to tell you 
I find it hard to take 
When people run in circles 
It's a very, very mad world, mad world 

Enlarge your world 
Mad world

22
Aug
2013

Ach aus eines Engels Fühlung falle

Ach aus eines Engels Fühlung falle
Schein in dieses auf einem Mond,
drin mein Herz, stillringende Koralle,
seine jüngsten Zweigungen bewohnt.

Not, mir von unkenntlichem Vorüber
zugefügte, bleibt mir ungewiss,
Strömung zögert, Strömung drängt hinüber,
Tiefe wirkt und Hindernis.

Aus dem starren fühllos Alten drehn
sich Geschöpfe, plötzlich auserlesen,
und das ewig Stumme aller Wesen
überstürzt ein dröhnendes Geschehn.

Rilke

5
Aug
2013

Schafft Huren, Diebe, Ketzer her!

Und will man heut und hierzuland
Halbwegs als Mensch gedeihn,
empfiehlt es sich, zur rechten Zeit
gefräßig, dumm und faul zu sein.

Dann pfeif ich auf die Quatscherei
Um Feind und Schuld und Sinn,
geb meinem Bauch zum Denken frei
und freu mich einfach, dass ich bin.

Gestattet mir, trotz Stunk und Staat,
gelegentlich zu schweben.
wer sich nicht ehrlich freuen kann,
kann andern nie was geben.

Schafft Huren, Diebe, Ketzer her
Und macht das Land chaotisch,
dann wird es wieder menschlicher
und nicht mehr so despotisch.

Und weil ich lieber lernen will,
anstatt euch zu belehren,
will ich mit euch nur ungeschminkt
und niemals tadellos verkehren.

Den Fehlerfreien trau ich nicht.
ich will mit denen gehen,
die was sie glauben, schon zu sein,
auf keinen Fall beschlossen sehen.

Ich weiß, nur mit dem Bauch wird Macht
und Bosheit nicht vertrieben,
doch vorher, Freunde, sollten wir
erst lernen, uns zu lieben.

Schafft Huren, Diebe Ketzer her
und macht das Land chaotisch,
dann wird es wieder menschlicher
und nicht mehr so despotisch.

Konstantin Wecker

6
Okt
2013

Fall ab, Herz

Fall ab, Herz vom Baum der Zeit,
fallt, ihr Blätter, aus den erkalteten Ästen,
die einst die Sonne umarmt',
fallt, wie Tränen fallen aus dem geweiteten Aug!

Fliegt noch die Locke taglang im Wind
um des Landgotts gebräunte Stirn,
unter dem Hemd preßt die Faust
schon die klaffende Wunde.

Drum sei hart, wenn der zarte Rücken der Wolken
sich dir einmal noch beugt,
nimm es für nichts, wenn der Hymettos die Waben
noch einmal dir füllt.

Denn wenig gilt dem Landmann ein Halm in der Dürre,
wenig ein Sommer vor unserem großen Geschlecht.

Und was bezeugt schon dein Herz?
Zwischen gestern und morgen schwingt es,
lautlos und fremd,
und was es schlägt,
ist schon sein Fall aus der Zeit.

Ingeborg Bachmann

August

Das war des Sommers schönster Tag,
Nun klingt er vor dem stillen Haus
In duft und süßem Vogelschlag
Unwiederbringlich leise aus.

In dieser Stunde goldnen Born
Gießt schwelgerisch in roter Pracht
Der Sommer aus sein volles Horn
Und feiert seine letzte Nacht.

Hermann Hesse

Tod der Armen

Es ist der Tod, der Trost und Leben schenkt;
Er ist das Ziel, das einzig Hoffnung macht,
Ein Elixier, das uns berauschend tränkt,
Und Mut gibt, durchzuhalten bis zur Nacht,

Durch Sturm und Schnee ist er das schwache Licht,
Für uns am dunklen Horizont entzündet;
Ist jene Bleibe, die das Buch verspricht,
wo man zur Rast ein Mahl und Schlummer findet,

Ein Engel, dessen Finger lockend zeigen
Den Schlaf und Träume, die uns übersteigen;
Armen und Nackten er ein Bett bereitet;

Der Götter Ruhm, der Speicher, der nie leer,
Der Armen Beutel, Heimat von jeher,
Das Tor, das uns zu fremden Himmeln leitet!

Charles Baudelaire

15
Jun
2013

Willkommen und Abschied

Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!
Es war getan fast eh gedacht;
Der Abend wiegte schon die Erde
Und an den Bergen hing die Nacht
Schon stand im Nebelkleid die Eiche
Ein aufgetürmter Riese, da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.

Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah kläglich aus dem Duft hervor;
Die winde schwangen leise Flügel
Umsausten schauerlich mein Ohr
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer
Doch frisch und fröhlich war mein Mut
In meinen Adern welches Feuer!
In meinen Herzen welche Glut!

Dich sah ich, und die milde Freude
Floß von dem süßen Blick auf mich;
Ganz war mein Herz an deiner Seite
Und jeder Atemzug für dich.
Ein rosafarbenes Frühlingswetter
Umgab das liebliche Gesicht,
Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter!
Ich hofft es, ich verdient es nicht!

Doch, ach schon mit der Morgensonne
Verengt der Abschied mir das Herz
In deinen Küssen welche Wonne!
In deinem Auge welcher Schmerz!
Ich ging und du standst und sahst zu Erden
Und sahst mir nach mit nassen Blick:
Und doch welch Glück geliebt zu werden!
Und lieben, Götter, welch ein Glück!

Goethe
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