17
Dez
2009

Vom Schenken

Schenke groß oder klein,
Aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten
Die Gaben wiegen,
Sei Dein Gewissen rein.
Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei,
Was in Dir wohnt
An Meinung, Geschmack und Humor,
So daß die eigene Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.
Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
Daß Dein Geschenk
Du selber bist.

Joachim Ringelnatz, 1883-1934

16
Dez
2009

Lebenskreis

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Ruhig strömt der Fluss dahin,
müd vom steten Fließen,
hat nur eines noch im Sinn,
seinen Kreis zu schließen.

Wo er einst dem Quell entsank,
um sein Bett zu füllen,
wo die Amsel bei ihm trank,
um den Durst zu stillen.

Dorthin möcht er gern zurück,
doch ihn treibet weiter
stummes Drängen Stück für Stück
wie ein Wellenreiter.

Immer fort, dem Meere zu,
dort ist er am Ziele,
findet endlich seine Ruh,
wie vor ihm schon viele.

Auch des Menschen Lebenskreis
wird sich derart schließen,
sich in andres Meer ganz leis,
wie der Fluss, ergießen.

© Gisela Grob, 2009

15
Dez
2009

Alleingelassen bei Erinnerungen

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Jetzt sitzt der weiße Schlaf vor allen Wintertüren,
Die Fenster sind gleich blassen Eierschalen,
Dahinter leben Straßen voll Gespenster
Und Stimmen, die uns ferne Menschen malen.

Man kann die Welt nicht sehen und nur spüren.
Wie Blinde ahnt man dunkel das Geschehen,
Alleingelassen bei Erinnerungen,
Die an den Türen wie die Bettler stehen,

Die bei den Ofenflammen warm sich rühren,
Erregt mit nimmersatten Hungerzungen.
Sie können uns an magern Händen führen
Und haben in der Asche noch nicht ausgesungen.

Max Dauthendey

12
Dez
2009

Lache, wenn´s nicht zum Weinen reicht

Grönemeyer

Tausend Haare in der Suppe
Und dein Löffel hat ein Loch
Es fällt keine Sternschnuppe
Deine Kerze hat keinen Docht

Dich quält ein unendlicher
Schluckauf
Dein Spielfeld ist ständig
verschneit
Und deine Schaltung klemmt
im Leerlauf
Selbst deine Kriechspur ist
vereist

Im Bus der Zeit hast du nur
einen Stehplatz,
Ein Stehplatz im, ein Stehplatz
im Schleudertraum

Du tust jedem jeden Gefallen
Bist bescheiden und bemüht
Du wirst benutzt
von allen
Erntest kein Danke,
nur einen Tritt

Das Jammertal hat auch
geschlossen
Die Klagemauer, die Klage-
mauer ist belegt.

Und gleicht ein Tag noch so
sehr dem andern
Und ist das Leben
unerträglich seicht
Und bist du innerlich
längst ausgewandert
Lache, wenn's nicht
zum Weinen reicht

Dein Schiff schon
ohne Ratten
Der Kapitän bereits
über Bord
Du bist von aller Welt
verlassen
Leckgeschlagen auf
hoher See

Es steckt kein Geist mehr
in der Flasche
Für's Paradies fehlt
die Phantasie
Die falschen Wünsche
in Erfüllung
Keine Liebe, keine Poesie

Keine Gefahr, keine Abenteuer
Gleichförmigkeit,
Gleichförmigkeit,
Melancholie

Und gleicht ein Tag noch so
sehr dem andern
Und ist das Leben
unerträglich seicht
Und bist du innerlich
längst ausgewandert
Lache, wenn's nicht
zum Weinen reicht

Und nennen sie dich auch
eine Mimose
Und schlurfst du ständig
neben der Zeit
Es gibt für jedes Herz
eine eigene Rose
Lache, wenn's nicht
zum Weinen reicht.

Und gleicht ein Tag noch so
sehr dem andern
Und ist das Leben
unerträglich seicht
Und bist du innerlich
längst ausgewandert
Lache, wenn's nicht
zum Weinen reicht

Und greife endlich nach
den Sternen
Kein Planet für dich zu weit
Sehnsucht kann man zum
Glück nicht verlernen
Zum Weinen bleibt noch
so viel Zeit
Sehnsucht kann man zum
Glück nicht
verlernen, oder?
Zum Weinen bleibt noch
so viel Zeit

10
Dez
2009

Ach, die Augen sind es wieder

Ach, die Augen sind es wieder,
Die mich einst so lieblich grüßten,
Und es sind die Lippen wieder,
Die das Leben mir versüßten!

Auch die Stimme ist es wieder,
Die ich einst so gern gehöret!
Nur ich selber bins nicht wieder,
Bin verändert heimgekehret.

Von den weißen, schönen Armen
Fest und liebevoll umschlossen,
Lieg ich jetzt an ihrem Herzen,
Dumpfen Sinnes und verdroßen.

Heinrich Heine

9
Dez
2009

Gottlob! daß ich auf Erden bin

Vichtach-Sandra_0298

Gottlob! daß ich auf Erden bin
Und Leib und Seele habe;
Ich danke Gott in meinem Sinn
Für diese große Gabe.

Der Leib ist mir doch herzlich lieb
Trotz seiner Fehl und Mängel,
Ich nehme gern mit ihm vorlieb
Und neide keinen Engel.

Ich küsse gern mein braunes Weib
Und meine lieben Kinder,
Und das tut wahrlich doch mein Leib,
Und mir ist es gesünder,

Als wenn ich mit Philosophie
Die Seele mir verdürbe,
Denn ein klein wenig Not macht sie,
Die liebe Weisheit, mürbe.

Novalis, Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg, 1772-1801

7
Dez
2009

Padam...Padam - Edith Piaf

Cet air qui m'obsède jour et nuit
Cet air n'est pas né d'aujourd'hui
Il vient d'aussi loin que je viens
Traîné par cent mille musiciens
Un jour cet air me rendra folle
Cent fois j'ai voulu dire pourquoi
Mais il m'a coupé la parole
Il parle toujours avant moi
Et sa voix couvre ma voix

Padam...padam...padam...
Il arrive en courant derrière moi
Padam...padam...padam...
Il me fait le coup du souviens-toi
Padam...padam...padam...
C'est un air qui me montre du doigt
Et je traîne après moi comme un drôle d'erreur
Cet air qui sait tout par coeur

Il dit: "Rappelle-toi tes amours
Rappelle-toi puisque c'est ton tour
'y a pas d'raison pour qu'tu n'pleures pas
Avec tes souvenirs sur les bras...
" Et moi je revois ceux qui restent
Mes vingt ans font battre tambour
Je vois s'entrebattre des gestes
Toute la comédie des amours
Sur cet air qui va toujours

Padam...padam...padam...
Des "je t'aime" de quatorze-juillet
Padam...padam...padam...
Des "toujours" qu'on achète au rabais
Padam...padam...padam...
Des "veux-tu" en voilà par paquets
Et tout ça pour tomber juste au coin d'la rue
Sur l'air qui m'a reconnue
...
Écoutez le chahut qu'il me fait
...
Comme si tout mon passé défilait
...
Faut garder du chagrin pour après
J'en ai tout un solfège sur cet air qui bat...
Qui bat comme un coeur de bois...

5
Dez
2009

Stufen

Barockkirche-104

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andere, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse
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