Das Einfach-Eine
Lao-tzu Tao Te Ching
Übersetzung von Rudolf Bachofen
39 ~ Das Einfach-Eine — Wurzel aller Vielgestaltigkeit im Sein
329. Alles hohe Seyn ist Ausgliederung aus dem All-Einen,
in sich selber wieder eins:
330. Der Himmel erlangte die Einheit, daher seine klare Ordnung.
331. Die Erde erlangte die Einheit, daher ihre Festigkeit.
332. Die geistigen Kräfte erlangten die Einheit,
daher ihre Wirksamkeit.
333. Alles Empfängliche erlangte die Einheit,
daher seine Erfüllung.
334. Alles Lebendige erlangte die Einheit,
daher seine Fruchtbarkeit.
335. Selbst die Herrscher erlangten die Einheit,
daher ihre Vorbildlichkeit.
336. Alles ist durch die Einheit bewirkt.
Ohne klare Ordnung würde der Himmel wohl reißen.
337. Ohne ihre Festigkeit müsste sich die Erde wohl auflösen.
338. Ohne ihre Wirksamkeit
würden die geistigen Gestaitungskräfte wohl versagen.
339. Ohne seine Erfüllung bliebe alles Empfängliche wohl leer.
340. Ohne seine Fruchtbarkeit
müsste alles Lebendige wohl vergehen.
341. Ohne ihr vorbildliches Wirken
würden die Herrscher wohl gestürzt werden.
342. Der Weyse weiß, daß alles Edle im Einfachen wurzelt,
daß alles Erhabene sich auf Niedrigem aufbaut.
343. Daher betrachten sich auch die Fürsten und Könige
als hilflose, verlassene und geringe Diener,
wissend, daß auch sie im Einfach-Einen gründen.
344. Oder stimmt es nicht?
345. (Alles muß in seiner wesenhaften Einheit bleiben:)
Wer einen Wagen zerlegt, hat keinen Wagen mehr.
346. Wer wie ein Edelstein glänzen will,
ist nicht echt und fällt doch nur,
gleich einem gewöhnlichen Stein, tönend herab.
salent - 20. Feb, 17:21
marcelvangunst - 20. Feb, 18:09
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