25
Apr
2010

Die Liebenden

Sieh jene Kraniche in großem Bogen!
Die Wolken, welche ihnen beigegeben
Zogen mit ihnen schon, als sie entflogen
Aus einem Leben in ein andres Leben
In gleicher Höhe und mit gleicher Eile
Scheinen sie alle beide nur daneben.
Daß so der Kranich mit der Wolke teile
Den schönen Himmel, den sie kurz befliegen
Daß also keines länger hier verweile
Und keines andres sehe als das Wiegen
Des andern in dem Wind, den beide spüren
Die jetzt im Fluge beieinander liegen
So mag der Wind sie in das Nichts entführen
Wenn sie nur nicht vergehen und sich bleiben
Solange kann sie beide nichts berühren
Solange kann man sie von jedem Ort vertreiben
Wo Regen drohen oder Schüsse schallen.
So unter Sonn und Monds wenig verschiedenen Scheiben
Fliegen sie hin, einander ganz verfallen.
Wohin ihr? Nirgendhin. Von wem davon? Von allen.
Ihr fragt, wie lange sind sie schon beisammen? Seit kurzem.
Und wann werden sie sich trennen? Bald.
So scheint die Liebe Liebenden ein Halt.

Bertolt Brecht
logo

salent

******

salent
Bilderalben:

twoday.net

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Status

Online seit 6436 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 3. Dez, 10:47

Augustin Wibbelt
Franz von Sales
Adelbert von Chamisso
Adolf Glaßbrenner
Albert Einstein
Alexander von Bernus
Amy Macdonald
Anastasius Grün
Angelus Silesius
Annette von Droste-Hülshoff
Astrid Lindgren
Bell Book and Candle
Bertolt Brecht
Bob Dylan
Brentano
Bruno Mars
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren